Turkish Water

Anmerkungen von Rod Heikell zum Dilemma Skylax oder Pseudo-Skylax

Davon abgesehen, dass er der Verfasser des besten Segelhandbuches über die türkischen Küsten ist, hat Rod Heikell auch solide Kenntnisse und ein langjähriges Interesse an Epistemologie (Erkenntnistheorie). Wie ich in meinem kurzen Artikel über Skylaxausgeführt habe, scheint dieser Reisende der Antike ein Meilenstein in der Geschichte der “angewandten Wissenschaft” gewesen zu sein. Rod war auf meine Seiten aufmerksam geworden. Während eines wunderbaren Abends in Gumusluk hatten Rod, Lou und ich Gelegenheit, unsere Phantasie schweifen zu lassen um Skylax, Piri Reis und andere Seefahrer, die sich vor tausenden von Jahren die Mühe machten, ihre geographischen Erkenntnisse aufzuschreiben und uns damit zu bereichern.
Später schickte Rod mir zwei Mails, die bis auf weiteres den Kenntnisstand widerspiegeln. Ich kopiere sie hier ohne Kommentar, aber mit wärmster Empfehlung:
Erste Mail vom 25. Oktober 2004:
Immer wieder bin ich zufällig auf die Geschichte von Skylax gestoßen. Nach Lektüre Ihrer Website glaube ich, Sie unterliegen einemgrundlegenden Irrtum über Skylax. Sie schreiben über Pseudo-Skylax als einer separaten Person, ich dagegen glaube, dass Pseudo-Skylax, dessen Periplus uns heute vorliegt, und Skylax von Karyanda identisch sind. Ich glaube, man nimmt als Verfasser einen Pseudo-Skylax an, weil es sich nicht um das Original sondern um eine spätere Kopie handelt (wie fast alles, was uns aus jener Zeit vorliegt).
Ich bin mit einigen Fachleuten aus verschiedenen Universitäten in Kontakt getreten, um mögliche neue Erkenntnisse zu erlangen. (…) Der Periplus des Skylax behandelt übrigens nicht seine Reise nach Indien, es geht ausschließlich um das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Dass Skylax in Indien war, wissen wir nur über Herodot (als frühester Quelle), und der nahm es manchmal nicht allzu genau mit Informationen, die er gehört hatte, aber wie Fakten aus erster Hand darstellte.
Jedenfalls dachte ich, das könnte Sie interessieren.”
Und am 28. Oktober 2004 in Bezug auf eine Antwort von der Universität Leeds:
“(…) die Frage nach dem Urheber oder auch nur, wer Skylax überhaupt war, liegt nach wie vor im völlig im Dunkeln. Großartige wissenschaftliche Detektivarbeit: ich find’s klasse.”
Hier ist auch noch die Antwort von Graham Shipley zum Thema Skylax oder Pseudo-Skylax:
…  Es gibt eine Unmenge von Literatur (im Verhältnis zu der Länge des Textes!) über die Urheberschaft dieser Niederschrift, die uns nur in einer einzigen Abschrift aus dem Mittelalter vorliegt und einiger späterer Manuskripte, die sich davon ableiten (wenn ich mich recht erinnere). Dort wird als Autor Skylax von Karyanda angegeben, den Herodot im 5. Jht. v.Chr. erwähnt und der Ende des 6. Jahrhunderts gelebt haben soll. Aber aus dem Text geht eindeutig hervor, dass er aus der Mitte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts stammen muss, infolgedessen kennen wir den Namen des Verfassers nicht, daher auch der Beiname “Pseudo”. Die Frage ist, gibt es Teile des Textes, die älter sind, und ist irgendein Teil des Werkes vom wirklichen Skylax oder nicht? Zu diesem Thema gibt es diametral entgegengesetzte Ansichten!
Zwischen 7 und 11 voneinander unabhängige Fragmente (d.h. Zitate oder Paraphrasen bei späteren Autoren) wurden als aus dem Original “Periplus des Skylax von Karyanda” stammend identifiziert. Davon beziehen sich einige auf Indien.
Hilft Ihnen das weiter? Woher rührt Ihr Interesse, was haben Sie mit Pseudo-Skylax zu tun?”
Wer sich eingehender mit diesem Thema beschäftigen möchte, findet über diesen Klick die vorläufige Übersetzung desPeriplus von Pseudo-Skylax von Prof. Graham Shipley.